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Adresse
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Kurfürstendamm 236
10719 Berlin Charlottenburg
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Kinobetrieb
von - bis |
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18. März 1913 - 24. Januar 2001
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Heute |
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Gebäude erhalten, Kino zerstört
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Platzanzahl |
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960 Plätze
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Alternativer
Kinoname |
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Marmorhaus
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Architekt |
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Hugó Pál (künstlerische
Bauleitung); R. Scheibner, Eisenberg (Neubau 1912/13); Franz Schroedter (Umbau
1927); Gustav Neustein (Umbau 1928); Günter Heidecke (Instandsetzung 1948/49);
Schmidt, UFA-Bauleitung (Umbau 1950); Gerhard Fritsche (Umbau 1960/61); Wolfgang
Rasper (Einbau von Kleinkinos 1974/75) |
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1'01 Angaben ohne Gewähr
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Weitere |
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Das 'Marmorhaus' wurde 1912/13
erbaut und drei Jahre nach der letzten kompletten Renovierung von der UFA Theater
AG und Volker Riech - Eigentümer des Grundstücks, Betreiber des Kinos
und ehemaliger Chef der UFA-Filmtheater GmbH - im Eilverfahren geschlossen. Eine
Woche nach der Bekanntgabe wurde der Betrieb eingestellt und zum Monatsende das
Haus leergeräumt. Den Mitarbeitern wurde gekündigt.
Obwohl das 'Marmorhaus' mit der Renovierung sein heruntergekommenes und schmuddeliges
Aussehen abgeworfen hatte, lief das Kino nach Aussagen des Betreibers nicht rentabel.
Die Beschäftigten machten die schlechte Programmierung verantwortlich, und
waren laut Presse der Meinung, daß dieses von der UFA-Theater AG unterstützt
wurde, um das Haus mit guten Grund abstossen zu können. |
Fassade, August 2000 © Monika Perkovic |
Vielleicht hatte ja auch
das Kino noch nicht den 'legendären' Ruf, den es sich Mitte der 80er Jahre
erworben hatte, abgeworfen: Damals fanden im Stammhaus lange Filmnächte statt,
bei denen man sich eine Karte zog und zwischen den einzelnen Sälen und Filmen
so oft und beliebig wechseln konnte. Nach so manch einer Nacht soll das Kino einem
Schlachtfeld gleichgekommen sein (ich muss gestehen, dass ich keine dieser Nächte
selbst miterlebt habe). Zusätzlich konnte man sich vor 1998 immer darauf
verlassen, dass sich die von der Kritik meist gehassten Filme einer langen Laufzeit
im 'Marmorhaus' erfreuten. |
Überdachter Eingang, August 2000 © Monika Perkovic |
Bis zur Schließung
und zum Abriss des 'Ku'Damm-Eck' (Kurfürstendamm 227) 1997/98, bestand das
'Marmorhaus' seit 1975 faktisch aus sechs Kinosälen. Zusätzlich zu den
Sälen des Stammhauses gab es Saal 5 (149 Plätze, ehemals 'Camera') und
Saal 6 (204 Plätze, ehemals 'Oscar') im dritten Stock des ca. 150m entfernten
'Ku'Damm-Eck'.
Nach der Renovierung 1998 erstrahlte die Marmorfassade des Stammhauses wieder
in ihrem alten Glanz - der einzige Teil des Kinos, der ziemlich originalgetreu
die Jahrzehnte überstanden hatte.
Im Erdgeschoss teilte sich das Kino die Fläche mit einem Einzelhandelsgeschäft,
und auf dem Vordach über dem Kinoeingang leuchtete der Kinoname in blauer
Neonschrift, die sich in Dachkantenhöhe noch einmal über die gesamte
Fassadenbreite zog. Dazwischen befand sich eine fensterlose Wandfläche, eingerahmt
von je zwei Pilastern, die mittels einer bedruckten Plane (die noch bis 1998 stets
handgemalt war) als Werbefläche für Filmankündigungen genutzt wurde.
Die sich über die gesamte Fassadenbreite ziehende Leuchtschrift oberhalb
des Eingangs (eine beleuchtete Fläche, die mit Plastikbuchstaben alle Filme
in jedem Saal anzeigte), wurde im Zuge der Renovierung abmontiert. |
Foyer mit Snacktheke, August 2000 © Monika Perkovic |
Das ehemals verwinkelte
und verschachtelte Foyer mit seiner langer Snacktheke wurde in kanariengelb verputzt
und der Boden war mit wischfreundlichen Kacheln verlegt. Im hinteren Teil ließ
eine verglaste Front Tageslicht in den Vorraum, von dem sämtliche Aufgänge
zu den Sälen abzweigten. Hier konnte man an billigen Bistrotischen aus dem
'Möbel-Höffner'-Schlussverkauf Platz nehmen und die verwirklichte Kinophantasie
eines 'Supermarkt2-Architekten' auf sich wirken lassen.
[Ben 1'01]
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Zwischenfoyer, März 2000 © kinokompendium |
Man atmete erst erleichtert
auf, wenn man durch die goldverzierten Türen in den großen, ursprünglichen
Saal des 'Marmorhauses' getreten war. Die stoffbespannten Wände, die Samtsessel
und der Vorhang waren in dunklem rot gehalten. Der hohe Saal hatte eine breite
rechteckige Form, die durch den geschwungenen Rang innerhalb des Raumes nicht
so stark sichtbar wird. |
Saal 1, August 2000 © Monika Perkovic |
Leider wirkte der Sound ein wenig uneinheitlich: Die seitlichen Lautsprecher an
den Wänden überstrahlten die Centerlautsprecher, so dass der räumliche
Klang (je weiter außen man saß) verloren ging. |
Saal 1, August 2000 © Monika Perkovic |
Wer die teureren Karten
im Rang kaufte, um seine Freundin oder seinen Freund mal so richtig zu beeindrucken,
setzte sich damit in die Nesseln: Der steile Blick von oben war ungewohnt und
erschwerte ein Eintauchen in das Filmerlebnis. Ebenso war die Sicht auf die Leinwand
(selbst ohne einen weiteren Besucher vor einem) durch die Ballustrade und Sitze
nicht frei. Im Rang wurden aus Platzgründen Klappsessel eingebaut, so dass
die Beinfreiheit wesentlich geringer war als im Parkett. Von einem Kinobesuch
im Rang war daher prinzipiell abzuraten.
[Ben 3'00]
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Eine von zwei goldverzierten Türen des Saal 1, August
2000 © Monika Perkovic
Sektglas mit Marmorhaus Werbung, November 2021 © kinokompendium |
Die seit 1972 im dritten
Obergeschoss hinzugefügten Säle 2 und 3 waren Ende der 80er (wahrscheinlich
von 1972 bis zur Renovierung 1998) mit den beliebten Wandbemalungen der 'UFA'
gestaltet. Ein Foto zeigte ein sich über die gesamte Seitenwand ziehendes
Gemälde im Stil von Casaro, auf dem die größten Filme aller Zeiten
abgebildet waren. Motive aus 'Ben Hur' über 'Cleopatra' bis 'Vom Winde verweht'
und 'Casablanca' ergaben ein illustres Gesamtwerk.
Die letzten drei Jahre vor der Schließung waren die beiden rechteckigen
mittelgroßen Säle nahezu identisch eingerichtet. Die Wände waren
abwechselnd mit roten und schwarzen Stoffbahnen bespannt. Da in Saal 2 die schwarzen
Stoffbahnen an den Wänden überwiegten, wirkte er wesentlich dunkler
als der Nachbarsaal. An den Stoffbahnen hingen Lampen, die aus fünf übereinanderlappenden
Glasplatten bestanden und ein geometrisches Muster bildeten. Die Sessel waren
rot und permanent heruntergeklappt. Zusätzlich gab es ein paar Doppelsitzer
für innig verliebte.
[Ben 3'00]
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Saal 2 und 3 unter dem Dach
des 'Marmorhauses' waren im großen und ganzen identisch. Die Wände
der rechteckigen, mittelgroßen Säle waren abwechselnd mit roten und
schwarzen Stoffbahnen bespannt. An diesen hingen Lampen, die aus fünf übereinanderlappenden
Glasplatten bestanden und ein geometrisches Muster bilden. Die Sessel waren rot
und permanent heruntergeklappt. Zusätzlich gab es auch ein paar Doppelsitzer.
[Ben 3'00]
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Saal 3, August 2000 © Monika Perkovic |
Im Verhältnis zu den
anderen drei Sälen des 'Marmorhauses' ging es mit Saal 4 im wahrsten Sinne
des Wortes bergab. Der erst 1975 im Keller hinzugefügte Saal konnte nur in
die Breite, aber nicht in die Höhe gebaut werden. So war die Leinwand im
Verhältnis zum Saal viel zu klein und niedrig installiert. Die roten Sitzplätze
waren ebenerdig gebaut und die Wände mit rotem Stoff bespannt.
Zuspätkommende bekamen den Unmut der Zuschauer direkt von Angesicht zu Angesicht
zu spüren, da sich der Eingang links neben der Leinwand befand.
[Ben 3'00]
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Saal 4, August 2000 © Monika Perkovic |
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