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Einleitung analoge Projektion |
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Das Grundprinzip der analogen Filmprojektion
ist seit den ersten öffentlichen Aufführungen (1. November 1895 Emil & Max Skladanowsky
in Berlin, 28. Dezember 1895 Auguste & Louis Lumière in Paris) im Großen
und Ganzen gleich geblieben. Ein entwickelter Filmstreifen (dessen Format / Breite in mm angegeben
wird) läuft
durch einen Projektor, der das Bild auf eine Leinwand projiziert. |
35mm-Filmstreifen mit Dolby Digital Tonspur, August 2010 © kinokompendium |
Herzstück im Projektor ist das
'Malteserkreuz', welches die Drehbewegung des Motors in eine Schrittbewegung umwandelt. Diese
wird auf ein Zahnrad übertragen, welches den Film
transportiert. Genau genommen anhält und weiterbewegt. Stummfilme wurden in der Regel
mit 16 Bildern in der Sekunde aufgeführt. Der Standard-Tonfilm wird seit 1927 mit 24
Bildern in der Sekunde aufgeführt, dabei wird die Leinwand für zweimal vier Hunderstelsekunden
von einem Standbild ausgefüllt
und im Dunkel einer Blende zum nächsten weitertransportiert.
Fast
alle Kinoprojektoren haben aber auch die Möglichkeit einen Film mit 25 Bildern pro
Sekunde aufzuführen. Der Unterschied fällt dem Besucher nicht auf, aber die Filmvorführung
ist bei einem zwei Stunden Film ca. 5 Minuten kürzer. Eine Geschwindigkeit die einige Kinobetriebe
nutzen. |
Projektionseinheit des ERNEMANN VII mit Tonabtastung von 1934 im Foyer
des 'Capitol Dahlem' (links) & KINOTON FP 40 D im 'UCI am Eastgate' (rechts) © kinokompendium |
Eine große technische Erneuerung war die Einführung von feuerfesten Filmmaterial
aus Triazetat Anfang der 50er Jahre, welche den leicht entflammbaren Film auf Nitrobasis ablöste.
Eine weitere große technische Innovation, war die Einführung von 500 - 6500 Watt
starken, ca. 1000 - 3000 EUR teuren, Xenon-Kurzbogen-Lampen in den 60ern, die die abbrennenden
Kohlebogen-Stäbe (die eine Haltbarkeit von nur ca. 30 Minuten hatten) in den Projektoren
ersetzte. |
Tellersystem im 'UCI am Eastgate' & Sidewinder im 'Moviemento' © kinokompendium |
Der heutige Standard ist das ca. 1974 eingeführte Tellersystem - die Erfindung eines Ravensburger
Kinobesitzers. Mit diesem ist es möglich einen bis zu vierstündigen Film ohne Überblendung
aufzuführen. Drei Aluscheiben, mit einem Durchmesser von ca. 1,5m, sind horizontal übereinander
gelagert. Auf einem Teller wird der komplette Film als eine einzigen Rolle gelagert (ein 120minütiger
Film wiegt ca. 30Kg), der vorher vom Vorführer zusammengeklebt wurde.
Beim Sidewinder wird der Film von einer elektronisch geregelte vertikalen Spule auf eine parallel
laufende Spule umgespult. Der Film kann dabei bis zu 3 Stunden lang sein. |
35mm-Kopien vor dem Einsatz im 'Filmrauschpalast', Oktober 2022 © kinokompendium |
Durch die digitale Projektionstechnik wurde die analoge Vorführung und die Technik ab Mitte 2000 nahezu flächendeckend entsorgt. Auch das Fachpersonal war nahezu über Nacht arbeitslos. Doch es gibt natürlich noch Berliner Kinos mit analoger Projektionstechnik. Diese wird entweder bei dauerhaften Sonderreihen oder Festivals genutzt. Unser Link gibt Ihnen einen Überblick. |
16mm-Film & 35mm-Film (Standard
und anamorphisch) |
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Beim 16mm-Film und 35mm-Film gibt
es verschiedene Projektionsformate eines Films, je nach Art des Aufnahmeformats, der Filmkopie
und der Ausstattung des Kinos. Lange Zeit wurde das 16mm-Format für alte Reprisen- und
Kinderfilme genutzt, für deren Auswertung 35mm-Kopien nicht lukrativ genug erschienen.
Schon vor dem Wandel zur digitalen Projektion im 21.
Jahrhundert kam das 16mm-Format (mit Ausnahme unabhängiger Filmemacher und auf Festivals)
im Kino kaum noch zum Einsatz. Das selbe Schicksal erfährt besonders seit dem Jahr 2010 auch
das 35mm-Format, welches durch die digitale Projektion nach über 100 Jahren konsequent verdrängt
wird.
Normalformat
Stummfilme hatten ein Seitenverhältnis von 1:1 bis 1:1,33. Tonfilme haben im Normalformat
ein Seitenverhältnis von 1:1,33 oder 1:1,37. Das Bild wird mit einem Normalobjektiv projiziert.
Im Normalformat werden seit den 50er Jahren nur noch sehr selten Kinofilme produziert.
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Tellersystem im 'Babylon' Kreuzberg für den Saal A, November 2007 © kinokompendium |
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Europäisches Breitwandformat
Das sogenannte 'europäische Breitwandformat' hat ein Seitenverhältnis von 1:1,66.
Das Bild wird mit einem Normalobjektiv projiziert, aber mit einer kürzeren Brennweite
als beim Normalformat. Bei der selben Leinwandhöhe wird nun das Bild breiter und der Vorhang
kann etwas weiter aufgezogen werden. |
'Filmrauschpalast' 16mm-, 35mm- & digitaler Projektor, Oktober 2022 © kinokompendium |
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Amerikanisches Breitwandformat
Das sogenannte 'amerikanische Breitwandformat' hat ein Seitenverhältnis von 1:1,85. Das
Bild wird mit einem Normalobjektiv projiziert, aber mit einer noch kürzeren Brennweite,
so dass es noch breiter als beim 'europäischen Breitwandformat' wird.
Das Format stellte mit dem Beginn der Produktion von Filmen in CinemaScope einen
Kompromiß für Filmtheater ohne die breiten CinemaScope-Leinwände dar. Später
haben, im Hinblick auf die anschließende Auswertung auf dem Video- und Fernsehmarkt,
einige Studios und Filmemacher das amerikanische Breitwandformat CinemaScope bewußt vorgezogen.
Der Eindruck bei korrekter Formatwiedergabe auf einem damals regulären 4:3 Fernseher (1:1,33)
war bei dem Seitenverhältnis 1:1,85 nicht ganz so 'briefschlitzartig' (Letterbox) wie
bei CinemaScope, da die notwendigen schwarzen Balken oben und unten am Bild nicht ganz so dick
sind. Manchmal entfallen die schwarzen Balken bei einer Heimkino-Auswertung ganz, sofern der
Film eigentlich im Normalformat aufgenommen wurde und lediglich für die Kinoauswertung
nachträglich
auf 1:1,85 gekascht wurde.
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Projektor im 'Manhattan' für Saal 1 & Detail
Wand, Juli 2007 © kinokompendium |
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CinemaScope
CinemaScope hat ein Verhältnis von 1:2,35. Durch ein anamorphotisches Kameraobjektiv wird
das Bild des 35mm-Films bei den Aufnahmen gestaucht (Faktor 2x) und bei der Projektion duch
die entsprechende anamorphotische Entzerrungslinse wieder in die Breite gezogen. Durch diesen
'Trick' erscheint das projizierte 35mm-Bild doppelt so breit wie auf dem Filmstreifen (auf
dem es ein Seitenverhältnis von 1:1,18 hat).
Mit der Verbreitung des Fernsehers in den amerikanischen Haushalten, suchten die Filmstudios
neue Attraktionen, um den Besucherschwund aufzuhalten. 20th Century Fox kaufte das von Henri
Chretien entwickelte CinemaScope und zeigte erstmalig am 16. September 1953 mit 'The Robe'
(Das Gewand) das neue gigantische Format. Andere Systeme folgten, die den gleichen Effekt durch
andere Techniken erreichten (Paramount entwickelte VistaVision und Michael Todd und die American
Optical Company präsentierten Todd A-O), aber zu guter Letzt wurde CinemaScope am meisten
genutzt. |
70mm-Film (Standard
und anamorphisch) |
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Der 70mm-Film hat in der Regel ein Seitenverhältnis
von 1:2,2. In Ausnahmefällen aber auch Seitenverhältnisse von weniger als 1:2 oder
bei anamorphotischer Aufnahme und Wiedergabe sogar von 1:2,75. Das Seitenverhältnisse
von 70mm-Filmen liegen somit nahe zum CinemaScope Format, aber mit
dem Vorteil, dass die zu durchleuchtende Bildfläche dreifach so groß, und die Projektion
somit schärfer und brillianter ist.
70mm-Filme waren aber in der Produktion und anschließenden Vervielfältigung der
Kopien wesentlich teurer als 35mm-Kopien (eine CinemaScope 35mm-SR Ton Kopie kostete ca. 2000$,
während eine 70mm-Kopie ca. 14.000$ kostete - Stand 1990), so dass das 70mm Format nahezu
extinkt ist.
Seit den 60ern bis Mitte der 90er wurde von ausgewählten, ursprünglich in 35mm-gedrehten
Filmen (z.B. 'Doktor Schiwago', der 'Krieg der Sterne'-, 'Alien'-, 'Indiana Jones'-, 'Stirb
Langsam'- und 'Batman'-Trilogie) jeweils eine Handvoll 70mm-Blow-Up-Kopien gezogen, um das überragende magnetische
Tonsystem nutzen zu können. Eine Vorgehensweise die mit der Einführung und Verbreitung
der diversen digitalen Tonsysteme zunächst eingestellt wurde.
Seit 2014 werden fast jährlich einzeln ausgewählte große Studio Blockbuster Filme wieder als 70mm-Blow-Up-Kopien produziert. Darunter Filme wie 'Wonder Woman' (2017), 'Ready Player One' (2018) und 'Joker' (2019) um nur drei zu nennen. |
Projektor im 'Odeon' & Detail Wand, Februar 2008 © kinokompendium |
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Die Kopien der Filme die ursprünglich
in 70mm-gedreht wurden (z.B. 'Ben Hur', 'My Fair Lady' und 'West Side Story') sind selten und
existieren nur noch in privaten und staatlichen Filmarchiven. Auf der anderen Seite handelt
es sich bei den meisten 70mm-Filmen, die noch im Kino gezeigt werden, auch nur um 35mm-Blow-Down-Kopien,
die aus Kostengründen vom 70mm-Negativ
gezogen wurden. In Deutschland z.B. bei der letzten 70mm-Produktion 'Hamlet' (1996) von Kenneth
Branagh und der Wiederaufführung von '2001 - Odysee im Weltraum' im Jahr 2001 geschehen.
Beachten Sie daher, das die wenigen Kinos mit einem
70mm-Projektor fast ausschließlich 35mm-Filmkopien abspielen, wenn überhaupt noch
analog gespielt wird.
Eine gebündelte Anzahl an 70mm-Kopien konnte man während der fantastischen Berlinale Retro
'70mm – Bigger
than Life' im Berlinale Palast, International und
CineStar Sony Center Saal
8 im Jahr 2009 erleben. |
Filmplakat Interstellar (2014) © Paramount Pictures / Warner Bros.
Filmplakat The Hateful Eight (2015) © Visiona Romantica |
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Eine echte Sensation war die Aufführung von Christopher
Nolans 'Interstellar' (2014) im 70mm und IMAX-70mm-Format in weltweit wenig ausgewählten
Kinos. Der Zoo Palast war eins
von nur fünf Kinos innerhalb Europas wo das Format gezeigt wurde. Hierzu Theaterleiter
Sascha Rybnicki aus dem Pressetext des Zoo Palast vom 3. November 2014: "Dieser Projektor
vom Typ DP 75 aus den 80er Jahren stammt aus dem alten Zoo Palast, bevor dieser renoviert und
im vergangenen Herbst von uns wieder eröffnet wurde. Für 'Interstellar' haben wir
den Projektor generalüberholt und mit neuer Optik versehen. Neue Projektoren dieser Art
werden heute nicht mehr hergestellt."
Seitdem konnte man in Berlin sehr regelmäßig 70mm Kopien neuer und alter Filme sehen. Das Arsenal hat seit Juni 2018 regelmäßig Filme im Programm. Neben echten 70mm-Filmen auch fantastische 70mm-Blow-Up-Kopien populärer älterer Filme.
Auch der Delphi Filmpalast am Zoo und Zoo Palast zeigen wenn möglich 70mm-Kopien aktueller Filme: Zum Beispiel 'The Hateful Eight' (2015), 'Dunkirk' (2017), 'Murder on the Orient Express' (2017), 'Tenet' (2020) oder 'Licorice Pizza' (2022). |
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Erstmalig wurde das IMAX-Filmformat im
Fuji Pavilion bei der EXPO 1970 in Osaka, Japan der Öffentlichkeit präsentiert. Das
Konzept der kanadischen Firma ist, das gesamte Blickfeld des Zuschauers abzudecken. Ein wichtiger
Bestandteil eines IMAX-Theaters ist daher eine Flach- oder Kuppel-Leinwand in Verbindung mit
einer relativ nahen Sitzposition. Zusätzlich bedurfte es einer klaren und gestochen scharfen
Bildprojektion auf Leinwänden
mit Größen von über 500qm, welches mit einem 35mm-Film nicht
möglich war. Dafür wurde das analoge IMAX-Bildnegativ entwickelt, das zehnmal größer
als ein 35mm-Film war. Dies wurde erreicht, in dem ein 70-mm-Film horizontal durch die Kamera läuft, so dass eine Bildfläche von 70 × 48,5 mm belichtet wurde. Das besondere an dem ursprünglichen Format war die Wiedergabe im großformatigen eher quadratischren 1.43:1 Format.
Zur Expo 1985 in Tsukuba, Japan folgte dann die erste öffentliche
Vorführung
vom IMAX 3D-Format mit dem Film 'We are Born of Stars' im
anaglyphen Verfahren. |
Schaukasten mit analogen IMAX-Film im Vergleich zum 35mm-Film,
August 2007 © kinokompendium |
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Somit war IMAX von Anfang an nicht nur
Entwickler einer neuen Projektionstechnik (Bild & Ton) sondern auch der dazu notwendigen Kameras.
1997 erhielt IMAX für seine Verdienste von der Academy of Motion
Picture Arts and Sciences den Oscar für Scientific and Technical Achievement.
Natürlich hat auch IMAX den Sprung vom analogen zum
digitalen Format gemacht (sowohl bei der Produktion der Filme als auch Wiedergabe). Im Jahr
2008 wurden die ersten digitalen IMAX-Projektoren ausgeliefert. Damals handelte es sich um 2K-Projektoren
der Firma Christie die das Digital Light Processing (DLP)
System nutzten. Dies wurde aber auch genutzt die Marke IMAX zu erweitern, bzw. zu verwässern. Digital IMAX wurde genutzt das Bildformat 1.9:1 einzuführen. Dadurch konnten aktuell in der Planung befindliche Multiplexe leichter einen Saal mit IMAX in ihren Komplex integrieren, da die Leinwand nicht ganz so hoch sein muss. Somit konnten die vorher nur 300 IMAX Kinos weltweit auf über 1000 Kinosäle innerhalb von nur 8 Jahren wachsen.
Im Jahr 2015 wurden die ersten 4K-Laserprojektoren
ausgeliefert, die in Zusammenarbeit mit Kodak und Barco entwickelt wurden. |
2D Projektorraum im 'Discovery Channel IMAX-Theater', undatiert © Thomas Goethe |
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Die ersten 30 Jahre zeigte IMAX ausschließlich
exklusiv für das IMAX-Format (und seit 1985 auch IMAX 3D-Format)
produzierte Filme im 1.43:1 Format. Sie sind in der Regel um die 40 Minuten lang, da die Produktion von IMAX-Filmen
im Vergleich zum 35-mm Film wesentlich teurer und aufwendiger war. Die bis dato über 350
IMAX-Filme sind größenteils thematisch dem Dokumentarfilm angelehnt, fallen aber
häufig durch Ihre unkritische Haltung auf. So setzen die mit immensen Aufwand entstandenen
Filme hauptsächlich auf die vordergründigen Schauwerte: Vom Meeresboden über
den Mount Everest bis zum Weltall wurde alles aufgenommen, und das mit den anfänglich unhandlichen
und schweren IMAX Kameras und Filmmaterial.
Mit 'Wings of Courage' wurde 1995 vom Regisseur Jean-Jacques Annaud der erste exklusive IMAX
3D Spielfilm (mit einer Laufzeit von 50 Minuten) in Szene gesetzt.
Bis 2012 gab es 10 Oscarnominierungen für IMAX-Filme und
von 2000 bis 2012 wurden im Durchschnitt jährlich
neun exklusive IMAX-Filme herausgebracht. |
Filmplakat Deep Sea 3D (2006) & Hubble 3D (2010) © IMAX |
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Dass es lange keine regulären Spielfilme
für IMAX gab, lag vor allem an den hohen Produktionskosten aber auch an der grundsätzliche
Beschränkung bei der Länge der Filme (das Tellersystem im IMAX-Projektionsraum war
bis 2002 nicht für längere Spielfilme ausgerüstet). Zum Ende des alten Jahrtausend
war es dann aber soweit. Disney produzierte 'Fantasia 2000' im IMAX-Format. Von Januar bis
Ende April 2000 lief er exklusiv in IMAX-Kinos bevor der Film umgewandelt in regulären
Kinos gezeigt wurde. |
Filmplakat Fantasia 2000 (1999) © IMAX / Walt Disney Pictures
Filmplakat Apollo 13 (2002 IMAX ReRelease) © IMAX / Universal Pictures |
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Mit der fortschreitenden digitalen Revolution
zum Beginn des neuen Jahrtausends, zunächst im Bereich der Postproduktion, gab es für
IMAX völlig neue Möglichkeiten. Seitdem kann die Bildqualität von 35-mm-Filmen
mittels digitaler Technologie soweit hochgerechnet werden, dass sie zur Projektion auf IMAX-Bildwände
geeignet ist. Die Technologie nennt sich IMAX DMR (Digital Re-mastering) und 'Apollo 13' aus
dem Jahr 1995 war der erste Hollywood Film, der im März 2002 umgewandelt spielte (aus
damals noch bestehenden technischen Einschränkungen nur in einer um 24 Minuten gekürzten
Fassung).
Schnell wird neue Firmengeschichte geschrieben: 'The Matrix Revolutions' (2003) startete als
erster Film zeitgleich in IMAX und in regulären Kinos. 'The Polar Express' (2004)
war der erste Film im IMAX DMR 3D-Format und 'Superman Returns' (2006) der erste nicht Animationsfilm
in dem ausgewählte Szenen von 2D digital ins IMAX 3D-Format konvertiert wurden. |
Eine Polarisationsbrille für IMAX Vorführungen, Oktober 2013 © kinokompendium |
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'The Dark Knight' ging 2008 wiederum als erster Blockbuster in eine andere Richtung: 5 Sequenzen,
also insgesamt 40 Minuten des Films, wurden im IMAX-Format gedreht (u.a. die Eröffnungssequenz
/ Banküberfall, die Entführung Laus in Hong Kong, die Zerstörung des Gotham
General Hospitals und der Showdown). Bei 'The Dark Knight Rises' (2012) war der Anteil der
Szenen die im IMAX-Format gedreht wurden noch höher. Andere Filmemacher und Studios folgten
dem Konzept und durch neue kompaktere digitale IMAX 3D Kameras dauert es wohl nicht mehr lange
bis der erste Hollywood Live Action Film komplett in IMAX gedreht wird.
Eine komplette Auflistung aller IMAX Filme, als auch Spielfilme die als 'The IMAX Experience'
gestartet wurden, finden Sie auf der offiziellen IMAX-Homepage. |
Eigenwerbung 'IMAX is believing', Mai 2012 © IMAX |
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Somit ist auch logisch, das seit der
Einführung von DMR IMAX-Kinos weniger die exklusiven IMAX-Filme zeigen, sondern
vor allem die lukrativen Hollywood Filme unter dem Slogan 'The IMAX Experience' ins Programm
nehmen.
Gleichzeitig wandelten sich die Abspielorte: IMAX lockte in den Anfängen die Zuschauer
in der Regel stärker durch die Technik als durch den Film und daher waren auch die IMAX
Kinos häufig einem Museum und ähnlichen Orten angegliedert.
Während seit der Vermarktung von Hollywood Filmen IMAX zu einem
Innenstadt-Kino mit Eventcharkter wurde, welches mit höheren
Eintrittspreisen verbunden ist.
Auch bei der Auswertung der Einspielergebnisse hat IMAX seine besondere Stellung. Die
Analysten listen die IMAX Einnahmen eines Films separat auf (im Jahr 2010 betrug
der Jahreserlös
durch IMAX DMR Filme $546 Millionen). |
Werbung im U-Bahnhof Potsdamer Platz, Juli 2013 © Greater Union
Filmpalast GmbH |
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In Berlin gab es von Oktober 1998 bis
Juli 2006 das Discovery
Channel IMAX-Theater Berlin und von Januar 2000 bis März 2011 das CineStar
IMAX. Beide Kinos spielten in dem Zeitraum analog im 1.43:1 Format.
Als das 'CineStar IMAX' 2011 zum CineStar
EVENT Cinema umgebaut wurde gab es zunächst gar kein IMAX-Kino in Berlin.
Aber nur zwei Jahre später wurde der Saal wieder zum 'IMAX' zurückgebaut. Mit der 'Man of Steel' Premiere in 3D am 19. Juni 2013
war somit IMAX zurück
nach Berlin gekehrt. Vom 28. Oktober 2015 bis zur Schließung am 31.12.2019 als einer der ersten Säle Europas mit digitaler 4K-Laserprojektion. Und das auch im klassischen 1.43:1 Format.
Mit der Eröffnung des IMAX im UCI LUXE East Side Gallery am 14. November 2018 gab es für kurze Zeit zwei IMAX Säle gleichzeitig. Es hat zwar auch eine Laserprojektion aber nicht eine Leinwand für das ursprüngliche 1.43:1 Format wie das geschlossene 'CineStar IMAX', sondern das breitere 1.9:1 Bildformat. |
Dolby Interferenzfilterbrille für IMAX 3D, Oktober
2015 © kinokompendium |
Einleitung digitale Projektion
- D-Cinema |
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Die ersten regulären digitalen Projektionen
fanden im Winter 1999 mit der Aufführung von 'Toy
Story 2' und 'Bicentennial Man' in zwölf US-Kinos statt. Die Projektoren nutzten die von
'Texas Instruments' entwickelte Digital Light Processing (DLP)
Technologie. In Deutschland folgten im Juli 2000 mit 'Fantasia 2000' und im Dezember 2000 mit
'Dinosaurier' die ersten Filme als digitale Kopie. Diese wurden ebenfalls mit der 'DLP' Projektionstechnik
(unter anderem im Zoo Palast Saal 1) vorgeführt.
Doch 'DLP' ist nicht die einzige digitale Projektionstechnologie. Daneben gibt es noch von
Sony 'SXRD' (Silicon X-tal Reflective Display)-Projektoren, von JVC 'D-ILA' (Digital Direct
Drive Image Light Amplifier)-Projektoren, Laser-Projektoren und andere Systeme, die aber bis
dato nicht soweit verbreitet sind wie 'DLP'. |
CHRISTIE digital Projektor mit 3D-'MasterImage' System im 'Astra Filmpalast'
Kinofilm auf Festplatte im Schutzkoffer, Mai 2010 © kinokompendium |
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Um allgemeine technische Standards festzulegen gibt es mehrere Zusammenschlüsse. Unter
anderem die im März 2002 gegründete 'Digital Cinema Initiatives (DCI)', ein Zusammenschluß von
Disney, Fox, Paramount, Sony Pictures Entertainment, Universal and Warner Bros.
So wurde von 'DCI' die Datenkompression 'Motion JPEG 2000' festgelegt. Die Master-Auflösung
kann 2K oder 4K und beim 3D-Format 2K betragen (2K = 2048 x 1080 Pixel mit
24 oder 48 Bildern pro Sekunde (HFR 3D); 4K = 4096 x 2160 Pixel mit 24 Bildern pro Sekunde).
Je nach Kamera und Projektor werden niedrigere Auflösungen festgelegt. So ist eine gute
digitale Projektion (die die adequate und bessere Qualität eines 35mm-Films haben soll)
nur im Zusammenspiel eines hochwertigen Projektors und einer hochwertigen digitalen Filmkopie
möglich. |
Steueroberfläche eines digitalen Projektors,
Juli 2010
© kinokompendium |
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Dem Kino kann der Film nun auf unterschiedliche Arten geliefert werden. Entweder als Hardware
auf einem Wechselmedien oder als Software per Datenleitung oder Satellitenverbindung. Auch
bei der digitalen Projektion gelten die Bildformate wie bei 16mm
und 35mm Filmprojektionen.
Im Kinokompendium erhält ein Kinosaal mit digitaler Projektion ein 'DCI 2K' oder 'DCI
4K' Logo, je nach maximaler Auflösung des Projektors. Bei ungenauer Angabe des Kinobetreibers
zum digitalen Projektor wählen wir das 'DCI 2K' Logo. |
Beamer (unter 2K-Auflösung) |
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In einigen Kinos wird statt D-Cinema ein
Beamer genutzt, der nicht dem offiziellen 'DCI' Standard entspricht. Damit können die
Filme von einem Band, einer Disc oder einem Wechselmedium abgespielt werden. Die Qualität
der Projektion kann dabei stark variieren, abhängig von der Quälität des Beamers
und der Aufbereitung der Filmquelle. Eine Projektion im HDTV-Format (1080 Zeilen)
kann aber erreicht werden.
Im Kinokompendium erhält ein Kinosaal mit Beamer dieses Logo, in
dem die digitale Projektion den DCI Mindeststandard von
einer 2K Auflösung
nicht erfüllt. |
Digital Light Processing (DLP) |
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Das von Texas Instruments entwickelte
'Digital Light Processing (DLP) Cinema' setzte Ende der 90er einen neuen Standard und wird
von diversen Herstellern in digitale Kinoprojektoren eingebaut.
In dem Projektor
befindet sich ein 'Digital Micromirror Device' (DMD)-Chip , der aus Millionen elektrostatischer
Minischalter besteht, die jeweils die
Stellung eines winzigen Spiegels (bis zu 5000 Mal pro Sekunde) kontrollieren. Jeder Spiegel
erzeugt, angestrahlt durch eine Lichtquelle, auf der Leinwand einen Pixel. Durch
den Grad in dem jeder Spiegel gekippt ist, wird die Intensität des Bildpunktes beeinflußt.
In jedem Projektor sind drei DMD-Chips für je eine Grundfarbe (Rot, Grün und Blau)
mit denen sich alle Farbtöne kombinieren lassen.
Die
ersten DMDs hatten 1,3 Millionen Spiegel (das ergibt eine Auflösung von 1280
x 1024 Pixel). Ein Projektor mit einer 4K Auflösung benötigt also 8,8 Millionen Spiegel.
So hatten die Spiegel im ersten Modell eine Kantenlänge
von 16 Mikrometer (ein Fünftel eines menschlichen Haares). |
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Um einen Film in 3D zu produzieren bedarf
es in der Regel einer Spezial-Kamera mit zwei nebeneinander liegenden Objektiven um simultan
ein seperates Bild für das linke und rechte Auge aufzunehmen.
Erst in der digitalen Produktionsphase war es auch möglich aus regulär produzierten
Filmen eine 3D-Darstellung im Nachhinein zu errechnen. Dies geschieht vor allem bei vielen
Animationsfilmen und mehr oder minder erfolgreich bei Realfilmen: Zum Beispiel 'Superman
Returns' (2006), 'Harry Potter and the Order of the Phoenix' (2007), 'Alice in Wonderland'
(2010), 'Clash of the Titans' (2010), 'Thor' (2011) und Wiederaufführungen alter Filme wie
'The Lion King' (2011), 'Titanic' (2012) der 'Star Wars' Reihe und vielen mehr.
Um den Film wieder in 3D zu projizieren war der Aufwand im analogen Zeitalter hoch,
da die Kinosäle mit zwei synchron laufenden Projektoren
ausgerüstet, und natürlich auch immer mit zwei Filmkopien beliefert werden mussten.
So was bedeutet natürlich höhere Kosten für das Kino und auch den Verleih.
Schon im 19. Jahrhundert, in den Anfängen der Filmgeschichte, gab es kurze Filme / Tests in 3D. 'The Power of Love', den ersten 3D-Langfilm, gab es 1922. Hierfür wurde das anaglyphe Verfahren verwendet. Hierbei
werden die Bilder für das linke und rechte Auge parallel von zwei Projektoren auf die
Leinwand projiziert. Beide Teilbilder werden für das jeweilige
Auge (in der Regel) in rot bzw. grün oder blau eingefärbt.
Der Zuschauer muss nun eine Brille mit einer entsprechend roten Folie vor dem einen und einer
grünen oder blauen
Folie vor dem anderen Auge aufsetzen um das Bild dreidimensional wahrzunehmen.
Der Nachteil ist, dass man die Filme nur in schwarzweiß sieht. |
3D Pappbrille (rot / blau) für das anaglyphe Verfahren, Mai 2009 © kinokompendium |
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Daneben wurde aber auch die Polarisationstechnik mit
einer Polfilterbrille entwickelt. Hierbei werden die Bilder für das
linke und rechte Auge parallel von zwei Projektoren projiziert. Vor den Projektionsobjektiven
und in den Polfilterbrillen befinden sich jeweils um 90° versetzte
Polfilterfolien. Dadurch wird erreicht, dass das linke Auge nur das linke Bild und das rechte
Auge nur das rechte Bild sieht.
Der Vorteil ist, dass man nun den Film in natürlicheren
Farben sieht. Der Nachteil ist aber, dass die Polfilter das Licht stark absorbieren, was durch
entsprechend helle Xenonlampen im Projektor und den Einbau einer besonders beschichteten Silberleinwand,
die das Licht stärker reflektiert, ausgeglichen werden muss. Als Faustregel, je mittiger man
zur Leinwand sitzt, desto heller, je seitlicher man sitzt, desto dunkler wird das Bild. Auch
den Kopf darf man nicht zu stark neigen, da sonst die 3D Darstellung nicht funktioniert. |
Polarisationsbrille für 'RealD' Vorführungen, Juni 2009 © kinokompendium |
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Neben dem oben beschriebenen anaglyphen
Verfahren und der Polarisationstechnik
wurde ab Mitte der 1980er auch die Shutterbrille Serienreif:
Die Shutterbrille hat LCD-Gläser, die über Infrarot mit dem Projektor synchronisiert
werden. Der Projektor projizierte abwechselnd ein Bild für das linke und rechte Auge auf
die Leinwand. Die Brille macht parallel das jeweilige LCD-Brillenglas lichtdurchlässig
bzw. undurchlässig. Dies geschieht 96 Mal in der Sekunde, damit das Bild flimmerfrei bleibt,
und die Zuschauer keine Kopfschmerzen bekommen. Vorteil ist das die Brille kein Licht absorbiert
und daher auch keine besonders beschichteten Silberleinwand benötigt wird. Kleiner
Nachteil ist aber das Gewicht der Brille und die Kosten gegenüber einer
Polfilterbrille. So wurde die Shutterbrille im neuen Jahrtaused im Kinogeschäft überwiegend
von der Polfilterbille vom Kinomarkt verdrängt.
In Berlin nutzt seit März 2010 das Filmtheater
am Friedrichshain das Shutter-System von XPAND
3D und seit dem Jahr 2014 das b-ware!
Ladenkino das Shutter-System aus dem Haus Volfoni. |
Filmplakat Bwana Devil (1952) © United Artists
Filmplakat Jaws 3-D (1983) © Universal Pictures |
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Mitte der 50er gab es die erste kurze
Hochphase von 3D-Filmen im 35mm-Format, die mit dem Film 'Bwana Devil'
1952 startete. Bekannteste Werke aus dieser Phase dürften 'It came from Outerspace', 'Dial
M for Murder', 'House of Wax' und 'Creature from the Black Lagoon' sein. In dieser Phase
wurde überwiegend die Polarisationstechnik genutzt.
1955 wurden bei der Fortsetzung von 'Creature from the Black Lagoon', 'Revenge of the Creature',
erstmalig die Teilbilder im anaglyphen Verfahren zusammen auf ein Filmbild kopiert, welches
den Vorteil hatte, das Kinos mit einem Projektor den Film in 3D zeigen konnten. Doch da war
die 3D-Phase im Prinzip schon wieder vorbei.
Vor allem Anfang der 1980er kehrte im
anaglyphen Verfahren 3D noch mal kurz
auf die große Leinwand (zum Beispiel 'Jaws 3D') und parallel ins Fernsehen zurück,
bevor es mehr oder weniger in der Versenkung verschwand.
Fast nur Vergnügungsparks und vor allem IMAX nutzten 3D in den 1990ern. |
Filmplakate mit Charaktere mit Polarisationsbrille: Chicken Little (2005) &
The Nightmare Before Christmas (2007 3D-Rerelease) © Walt Disney Pictures |
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Mit der weitreichenden Einführung der digitalen Produktions- und Projektionstechnik wurden
seit dem Jahr 2002 vermehrt Spielfilme in 3D produziert: Unter anderem 'Spy Kids 3D: Game Over'
(2003 Kino), 'The Polar Express' (2004 IMAX), 'Meet the Robinsons' (2006 Kino) und 'Beowulf'
(2007 Kino & IMAX). Doch zu dem Zeitpunkt waren in Deutschland kaum Säle ausgerüstet
um die Filme tatsächlich in 3D zu präsentieren.
Seit 2007/08 nahm die Produktion von Filmen in 3D richtig schwung auf. Unter anderem investierte
der Regisseur James Cameron mehrere Jahre um die 3D Technik nach eigenen Angaben "zu revolutionieren".
Sein langerwarteter Film 'Avatar' brach im Dezember 2009 die damaligen
Kassenrekorde. Andere Firmen (Dreamworks Animation) wollen ihre Filme nur noch in 3D produzieren. |
Filmplakat Oben (2009) & Toy Story 3 (2010) © Walt Disney Pictures / Pixar |
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Hierzu trug vor allem die weiterentwickelte Polarisationstechnik bei.
Unter dem Titel 'RealD' (oder in Deutschland auch 'Tru3D' genannt) projiziert nur noch ein
digitaler Projektor abwechselnd das Bild für das linke und
rechte Auge. Um einen Flimmer-Effekt zu vermeiden mit 144
fps/BpS (frames per second/Bildern pro Sekunde); pro Auge jeweils 72 fps/BpS.
Da ein normaler Spielfilm aber in der Regel mit nur 24 fps/BpS gedreht wird, projiziert
RealD jedes einzelne Bild dreimal. Mit der Einführung von HFR
3D wurde diese Regel im Jahr 2012 durchbrochen.
Die Projektoren und Polfilterbrillen nutzen die Zirkularpolarisation, die den Vorteil hat,
das man auch bei geneigtem Kopf den Film immer noch in 3D sieht. Der erste Spielfilm, der in
'RealD' ins Kino kam, war 'Chicken Little' im Jahr 2005.
Aber zu 'RealD' gibt es auch alternative Systeme, wie zum Beispiel 'MasterImage',
dessen mobiles 3D-System im Astra Filmpalast zur Anwendung
kommt (siehe Foto D-Cinema). |
'RealD XL' lässt sich auf einer Schiene beiseite schieben,
für Vorführungen
des digitalen Projektors ohne 3D im 'UCI am Eastgate', Juli 2010 © kinokompendium |
HFR / HFR 3D (High Frame Rate) |
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Stummfilme wurden in der Regel mit 16
fps/BpS (frames per second/Bildern pro Sekunde) aufgenommen und aufgeführt.
Der Standard-Tonfilm wird seit 1927 mit 24 fps/BpS aufgenommen und aufgeführt.
Auch das eine Kamera einen Film mit mehr als 24 Bildern aufnehmen kann ist seit über 100
Jahren Standard. Wird dann die aufgenomme Szene mit 24 Bildern wiedergegeben sieht man Zeitlupe.
Schon seit den 1980ern gibt es aber Entwicklungen den Film mit mehr Bildern pro Sekunde als
24 aufzunehmen und vorzuführen (siehe Showscan weiter unten),
sprich mit einer High
Frame Rate (HFR). Es geht hier um ein Zusammenspiel in der Produktionsphase
des Films und der abschließenden Wiedergabe. Der Film wird dadurch schärfer, weil
es mehr Bilder pro Sekunde gibt und auf jedem Einzelbild weniger Bewegungsunschärfe ist.
Das Konzept der HFR könnte also auch bei nicht 3D-Aufführungen angewendet werden. (Im
Dezember 2012 war der Saal 9 im Colosseum der
einzige Saal Berlins mit HFR ohne 3D).
Bitte beachten Sie: Um einen Flimmer-Effekt zu vermeiden werden 3D Filme von digitalen Projektoren
schon immer mit 144 fps/BpS projiziert (pro Auge jeweils 72 fps/BpS). Damit ist aber noch noch
nicht HFR 3D gemeint. Wenn nämlich der Spielfilm mit nur 24 fps/BpS gedreht wurde, wird jedes
einzelne Bild dreimal projiziert, um auf 72 fps/BpS pro Auge zu kommen. Bei Filmen in HFR
3D ist nun die Anzahl der unterschiedlichen Einzelbilder wesentlich höher. |
Filmplakat The Hobbit: An Unexpected Journey (2012) © MGM / Warner Bros.
Filmplakat Billy Lynn's Long Halftime Walk (2016) © Sony Pictures |
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Der erste Spielfilm der unter dem Label HFR
3D mit 48 fps/BpS flächendeckend ins Kino kam war im Dezember 2012 'The Hobbit:
An Unexpected Journey'. Der Film wurde also mit 48 fps/BpS aufgenommen und in selektierten
Kinosälen wiedergegeben, die Ihre 3D Projektionstechnik für HFR 3D aufgerüstet
haben! Alle anderen 3D Säle spielen den Film mit gewohnten 24 fps/BpS.
Auch die nachfolgenden Teile der Trilogie wurden mit 48 fps/BpS produziert. Ang Lee's Filme 'Billy Lynn's Long Halftime Walk' 2016 und 'Gemini Man' (2019) folgten sogar mit HFR
3D mit 120 fps/BpS. Diese wurden aber weltweit in nur sehr wenigen Kinos präsentiert. Die 'Avatar' Fortsetzungen sollen mit HFR produziert werden.
Durch die scharfe Wiedergabe bei HFR 3D wurde der 'Filmlook'
verändert, den man durch jahrzentelange Sehgewohnheit kennt. Das haben zwar schon geziehlt
andere digitale Produktionen gemacht (zum Beispiel 2008 'The Other Boleyn'), aber erst bei
'The Hobbit: An Unexpected Journey' ist eine breite Diskussion über die Ästhetik von Filmwiedergaben
entstanden.
Die Reaktion vom Publikum und Kritikern ist dabei deutlich gespalten.
Es gibt Beführworter wie Jens Balzer der in der Berliner
Zeitung vom 12.12.2012 schreibt: "Die
extreme Bildschärfe, die dabei entsteht, hat manche Betrachter schon stark irritiert – freilich
kann sie nur dann irritierend erscheinen, wenn man von einer Märchenerzählung notwendig
unscharfe Bilder erwartet. Bei Peter Jackson hingegen sind die Protagonisten mit voller Absicht
hyperreal konturiert. Vor den prächtig ausgepinselten Hintergründen und noch in den
schlimmsten Schlachtengemälden kommen sie mit der ganzen Präsenz echter Menschen,
Zwerge und Orks ins Bild"
Zögerliche Ablehnung wie von Todd McCarthy in The
Hollywood Reporter am 3.12.2012: "The
results are interesting and will be much-debated, but an initial comparison of the two formats
weighs against the experiment; the print shown at Warner Bros. in what is being called "high
frame rate 3D," while striking in some of the big spectacle scenes, predominantly looked
like ultra-vivid television video, paradoxically lending the film a oddly theatrical look,
especially in the cramped interior scenes in Bilbo Baggins' home. For its part, the 24 fps
3D version had a softer, noticeably more textured image quality."
Und klare Ablehnung wie von Peter Debruge in Variety am
3.12.2012: "More disconcerting is the
introduction of the film's 48-frames-per-second digital cinematography, which solves the inherent
stuttering effect of celluloid that occurs whenever a camera pans or horizontal movement crosses
the frame - but at too great a cost. Consequently, everything takes on an overblown, artificial
quality in which the phoniness of the sets and costumes becomes obvious, while well-lit areas
bleed into their surroundings, like watching a high-end homemovie. (A standard 24fps projection
seems to correct this effect in the alternate version of the film being offered to some theaters,
but sacrifices the smoother motion seen in action scenes and flyover landscape shots.)" |
Showscan Eigenwerbung (1987) © Showscan & Filmplakat Brainstorm (1983) © MGM/UA |
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Vorreiter von HFR ist vor allem der
Visuelle Effekte Meister Douglas Trumbull (u.a. '2001' und 'Blade Runner') der in den 1980ern
das System Showscan entwickelte und dafür
1992 mit einem Oscar (Scientific and Engineering Award) ausgezeichnet wurde. Showscan nutzte
anfänglich einen analogen 65mm Film der mit 60 fps/BpS aufgenommen und vorgeführt
wurde. Es blieb allerdings jedoch bei Kurzfilmen, die vor allem erfolgreich in Vergnügungsparks-Rides
liefen. Der von Trumbull gedrehte Spielfilm 'Brainstorm' (1983) sollte zwar ursprünglich teilweise
im 'Showscan 70' Format mit 60 fps/BpS gedreht werden, aber die Kinobetreiber wollten das Risko
damals nicht eingehen ihre Filmtheater für einen einzigen Film umzurüsten. Daher
ist Peter Jacksons 'The Hobbit' tatsächlich der erste HFR Spielfilm.
Mit 'Showscan Digital' ist der Schritt ins digitale Zeitalter vollzogen. Es wird ein Film mit
120 fps/BpS aufgenommen um ihn aber mit den gewohnten 24 fps/BpS abzuspielen. Das heißt,
von 120 belichteten Bildern werden 24 selektiert und der Rest nicht verwendet. So kann, laut
Erläuterung der Entwickler, der bewährte 'Filmlook' bewahrt werden, den man seit
Jahrzehnten gewohnt ist, einzelne Elemente aber klarer präsentiert werden.
Hierzu sagt Douglas Trumbull in einem Interview von Wolfram
Hannemann auf der Seite in70mm.com: "There's
a lot of discussion now, because Peter Jackson has been showing 48 frame 'Hobbit' material – some
people feel – and I say I understand it, and I've experienced it with Showscan – I
made a film called 'Leonardo's Dream' about that, 30 years ago – which was
a costume, period drama about Leonardo DaVinci – and it was very...weird, in that it
felt like live theatre. It wasn't a movie – it was a window onto Leonardo's
laboratory. And I concluded then that maybe that wasn't the appropriate way to go." |
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Screen X nutzt neben der zentralen Leinwand auch Leinwände an den Seiten des Saals. Die Multiprojektionstechnik verbreitert somit das Sichtfeld auf 270°.
Natürlich müssen die Spielfilme für dieses Format entweder während der Produktion speziell gedreht werden, oder aufwendig in der Postproduktion konvertiert werden. Daher ist die Auswahl an Filmen pro Jahr begrenzt, wie bei konvertierten Filmen für IMAX.
Die Technologie ist ein Jointventure von CGV und KAIST und wurde erstmalig im Jahr 2012 in Korea präsentiert. 2013 wurde auf dem Busan International Film Festival der erste Film in dem Format gezeigt, gefolgt 2015 von einer Reihe asiatischer Blockbuster. 2018 war 'Black Panther' der große Schritt auf den globalen Markt. In Europa hatte die Türkei sehr früh ein Screen X Kino, gefolgt 2018 von Sälen in Frankreich und der Schweiz.
Am 11. Dezember 2019 wurde mit 'Jumanji: The Next Level' die erste Deutsche Screen X im umgebauten Saal 4 des UCI Luxe East Side Gallery eröffnet. |
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