Das 'Hollywood' eröffnete am 5.
November 1954, eingebettet in eine Ladenpassage, unter dem Namen 'Bonbonniere'. Während
das Kino in der Anfangszeit unter anderem mit Platzanweiserinnen in farblich und stilistisch
auf die Einrichtung abgestimmten Kostümen glänzte, musste das Lichtspieltheater
in der Kinoflaute der 70er Jahre auf jeglichen Glamour verzichten und spielte
Pornofilme um zu überleben. Zwischen 1977 und 1983 nannte sich das Kino 'Cinema
Berlin', und nahm anschließend unter dem Namen 'Hollywood' den regulären
Filmbetrieb wieder auf. 1992 wurde das Kino umgebaut und auf zwei Säle erweitert
wurde. Seitdem der alte Pächter 2001 verstorben ist, wurde das Kino von dem
Hausbesitzer-Ehepaar Kruse in Eigenregie, unabhängig von den großen
Kinoketten, geführt. In diesem Zuge wurde nicht nur das Foyer komplett renoviert,
sondern auch beide Säle grundgereinigt. Nach einer Zwangsversteigerung im
Jahr 2003 wurde den Kinobetreibern durch den neuen Besitzer gekündigt.
Der Neonschriftzug und zwei
Schaukästen machten auf das etwas versteckte Kino aufmerksam. Links neben
dem Eingang konnte man (einzigartig in ganz Berlin) von der Straße aus durch
eine große Fensterscheibe dem Filmvorführer bei der Arbeit zuschauen.
Das Foyer hatte nach der
Renovierung deutlich an Stil gewonnen. Parallel zur Rückseite des großen
Saals stand im Zentrum des Foyers ein riesiger, holzverkleideter Tresen. Im Eingangsbereich
gab es einen Sitzbereich, der durch die polsterartigen Sitzbänke und die
Vorhänge an den Fenstern an eine französische Café-Bar erinnerte.
In die Decke waren zwei expressionistisch wirkenden Dekofenster eingelassen, die
unweigerlich an 'Das Kabinett des Dr. Caligari' erinnerten.
Durch einen der beiden seitlich
vom Tresen gelegenen Eingänge betrat man den ganz in rot gehaltenen Saal
1. Auf einem hübschen Teppich schreitete man hinab Richtung Leinwand, um
in einem der komfortabelsten Kinostühle Berlins Platz zu nehmen.
Auffälligtes Design-Element
in Saal 1 waren die runden Embleme aller großen und bekannten Filmstudios
an den Wänden.
Traditionell gab es großzügige 2-Sitzer mit hohen Rückenlehnen,
weichen Armlehnen und kleinen Tischen neben den Sitzen. Dadurch saß zwar
bei Kino-Besuchen zu dritt immer eine Person etwas abseits, dafür gab die
Sitzordnung aber Singles eine faire Chance. Von allen Plätzen hatte man auf
die angenehm große Leinwand eine gute Sicht und auch der Reihenabstand war
so gestaltet, dass man selbst keinen Zuspätkommenden, der sich unbedingt
auf den einen freien Platz in der Mitte setzen wollte, fürchten musste. Das
Soundsystem zeigte sich in ausgezeichneter Form.
1993 entstand in einem ehemaligen
angrenzenden Laden der kleinere zweite Saal, der im Vergleich zum Großen
sehr viel schlechter abschneidete. Eine angenehme Atmosphäre wollte in diesem,
mit lila Stoff und goldfarbenen 'Hollywood'-Schriftzug behangenen Saal, nicht
so recht aufkommen.
Jede Reihe war mit einer durchgehenden Ablage vor den Sitzen ausgestattet. Ab
der 5. Reihe stieg der Saal ganz leicht an - aber auch hier konnte die Sicht durch
den Vordermann eingeschränkt sein.