|
Adresse
|
|
Tauentzienstraße 9
Europa Center
10789 Berlin Charlottenburg
|
Kinobetrieb
von - bis |
|
1965 - 28. April 2004
|
Heute |
|
Abgerissen
|
Platzanzahl |
|
2029 Plätze
|
Alternativer
Kinoname |
|
Royal Palast und City
(1965 - 1983)
UFA Royal Palast (1984 - 2003)
|
Architekt |
|
Klaus Heese (Kinoausbau); Wolf Bertelsmann
(Umbau 1983)
|
|
4'04 Angaben ohne Gewähr
|
Weitere |
|
Der 'Royal Palast' wurde
1965 mit zwei Sälen eröffnet, zeitgleich mit der Fertigstellung des
'Europa Centers'. Saal 1 wurde 'Royal Palast' genannt und Saal 2 hieß lange 'City im Europacenter'. Blickfang von außen war die vor dem
zweiten und dritten Obergeschoss an der Gebäudefassade angebrachte Werbewand
für die gemalten Bilder der Programmanzeige und die Neonbuchstaben des Kinos. Das Dach des Saal 1 ragte als ein mit Kupfer verkleideter Kubus dahinter hervor und versprach schon so großes Kino. Sehr lange wurde mit der 70mm-Projektion in beiden Sälen Werbung gemacht die das Publikum anzog. Ab Ende 1966 läuft, heute unvorstellbar, 'Doctor Zhivago' 166 Wochen lang. Ab Ende der 1970er handelt es sich in der Regel nur um Blow-Up Kopien die den besseren Ton nutzten. 1988 gab es im Sommer ein kleines 70mm-Festival im Saal 1. Eine gute Übersicht über die 70mm-Filme findet sich auf der Spezialseite in70mm.com.
Jahrelang wurde Saal 1 für die Berlinale genutzt
und war 1967/68 Hauptaustragungsort des 'Berlinale'-Wettbewerbs, und vor dem Jahr 2001
Spielort des Fantasy Filmfest. |
Fassade, August 1989 © Michael Hildenhagen |
1983 wurde mit dem Einbau der kleinen Säle 3 bis 5 das
Kino zur letzten Form umstrukturiert. Interessanterweise war Ende der 80er an der Werbewand bereits Platz für Saal 6 bis 10 integriert. Aber wenn es jemals weitere Pläne zur Erweiterung gab, dann wurden sie nie umgesetzt.
Als weiterer Saal im Europa Center fungierte dann auch das UFA Europa Studio. Ursprünglich Ende der 70er Jahre als Multivisionsshow gestartet, wurde es Mitte der 80er von der 'UFA' übernommen und der Saal renoviert. Tagsüber wurde für Touristen die Multivisionsshow
beibehalten und am Abend reguläres Kinoprogramm angeboten. Damals gab
die 'UFA' das Motto "Das Kino für das anspruchsvolle Publikum"
aus und spielte gehobeneren Mainstream. Über dem Eingang des Royal Palast wurde für den separaten Saal auf einer länglichen Werbewand mit dem Filmtitel geworben. |
Fassade, August 1989 © Michael Hildenhagen |
Schon im Jahr 2000 kursierten
die ersten Gerüchte in der Presse bezüglich der Schließung des
'Royal Palast', die damals natürlich vehement dementiert wurden. Doch mit
dem Niedergang der UFA-Kinokette (der 'Royal Palast' war eines der wenigen Kinos
an dem die CineStar Gruppe bei der Übernahme der UFA-Kette kein Interesse
hatte) lag das Ende leider in der Luft. Die letzten Tage wurde somit das Kino
nicht mehr unter dem UFA Firmenname bespielt. Am 28. April 2004 schloss das einstige
Flagschiff der West-Berliner Kinolandschaft und legendärer Konkurrent des Zoo
Palast,
obwohl es den zweitgrößte Saal Berlins mit einer der weltweit größten
gekrümmten Breitleinwand besaß! Knapp zwei Jahren Jahre später,
im Frühling 2006, wurde das Kino abgerissen. |
Kassen mit Rolltreppen & Rolltreppen, August 2000 ©
Monika Perkovic |
Bis zum Bau der vielen Multiplexe
Ende der 90er konnte sich der 'Royal Palast' 'rühmen', das einzige Kino mit
einer Rolltreppe zu sein. Die Spiegel neben der Rolltreppe ermöglichten dem
Besucher die eigene Frisur vor einem Date klammheimlich noch mal zu überprüfen,
bevor man von der schlichten Kassenhalle ins niedrige Foyer im ersten Stock gelang.
[Ben 4'04]
|
Foyer im ersten Stock, August 2000 © Monika Perkovic |
Der keilförmige Saal
1 vermittelte durch seine schiere Größe im Gegensatz zum Foyer sofort
ein komplett anderes Bild. Der riesige Bau (von außen gut sichtbar, da es
der mit Kupfer verkleidete Teil der Fassade war) warf immer wieder interessante
Fragen auf: Wie viel Kubikliter Wasser fasst dieser Raum? Wie viele Autos könnte
man übereinander stapeln? Wie zum Teufel wird hier die Decke gestrichen oder
eine Glühbirne ausgewechselt? |
Saal 1, August 2000 © Monika Perkovic |
Bis zur Schließung
besaß der 'Royal Palast 1' eine der weltweit größten gekrümmten
Breitleinwände. Die offizielle Angabe des Kinos betrug 380qm. Andere Angaben betrugen
32 x 13m, was 416qm entspricht. Gespielt wurden über Jahrzehnte 70mm-Filme oder zumindest Blow-Up Kopien.
Der Saal hatte somit auch den größten
Vorhang Berlins, dessen grünlicher Farbton mit den Wänden und Sitzen abgestimmt war.
Die Sitze wurden zwischenzeitlich neu bezogen und der Saal gestrichen, ansonsten
war aber alles 'Original 1965' - obwohl einem das überhaupt nicht auffiel.
Die umgebaute Loge befand sich in einem gesonderten, niedrigen Raum, der in die
Rückwand des Saals eingelassen war. Hier gab es ursprünglich eine Raucherloge,
die durch eine Glaswand vom Rest des Saals getrennt war. Der Sound im Saal war
aber nach all den Jahren auch noch perfekt: Wenn im Film die Fetzen flogen, dann
flogen sie einem im 'Royal Palast' so richtig um die Ohren. |
Saal 1, August 2000 © Monika Perkovic |
Wenn man Glück hatte,
wurde man beim Verlassen des Gebäudes durch die hinteren Notausgänge
geleitet: Eine kleine (Tor-)Tour durch die Abgründe der Filmgeschichte, da
hier die Wände der Gänge mit den schärfsten Filmplakaten der vergangenen
Jahrzehnte tapeziert waren.
[Chr & Ben 2'02]
|
Notausgang tapeziert mit Filmplakaten, August 2000 ©
Monika Perkovic |
Bei der Eröffnung des
'Royal Palast' 1965 hieß Saal 2 noch 'City' und das Foyer war wesentlich großzügiger
ausgelegt. Mit dem Einbau der kleinen Säle 3 bis 5 1983 wurde das Foyer zur
heutigen Form umstrukturiert und auf den Namen 'City' verzichtet. |
Saal 2, August 2000 © Monika Perkovic |
Die hellgelbe und grüne verschalte
Deckenstruktur des Saals erinnerte an eine Bienenwabe oder an eine Raumstation
aus einem billigen Science-Fiction-Film und war in der Berliner Kinolandschaft
einzigartig. Im farblichen Kontrast zu den Wänden stand der rote Vorhang mit einer dahinterliegenden
Leinwand von 18 x 8m auf der über Jahrzehnte 70mm-Filme oder zumindest Blow-Up Kopien liefen. Die roten Klappsessel waren aus den 60er Jahren mit kleinen
Armlehnen die aus Holz waren. |
Saal 2, August 2000 © Monika Perkovic |
Im Eingangsbereich
und in den Gängen lag ein Teppich, während der Fußboden
im Sitzbereich mit Linoleum ausgelegt war und dem Saal somit im Zusammenspiel mit
den Farben der Wände eine etwas kühle Atmosphäre verlieh.
[Ben & Chr 5'00] |
Saal 2, August 2000 © Monika Perkovic |
Der Saal war zwar von der
Bewertung her nicht der schlechteste des Kinokompendiums, aber nicht überall
wo 'Palast' draufstand, war auch ein 'Palast' zu finden. |
Saal 3, August 2000 © Monika Perkovic |
Über den Schick der 80er Jahre ließ sich ja noch streiten, aber die Sichtbedingungen
waren katastrophal. Wenn man einen Platz am Rand wählte, konnte man einen Teil der Leinwand
nicht sehen.
[Ben 8'98] |
Saal 3, August 2000 © Monika Perkovic |
Der Samt-Wandteppich im
Saal 4 verschlug einem nicht nur die Sprache, sondern war auch eine ernsthafte
Gefahr für die Netzhaut des Auges. Im Kontrast mit der völlig kinountauglichen
weißen Plastikdecken, fragte man sich ob diese Kombination selbst bei der
Eröffnung als schick galt. |
Saal 4, August 2000 © Monika Perkovic |
Der Eingang des kleinen Saals befand sich seitlich der Leinwand, was das Zuspätkommen
zum peinlichen Ereignis werden ließ. Die Leinwand war recht klein und auch die Surroundboxen
wirkten ein bisschen winzig und kraftlos. Die schwarzen Kinostühle mit mittelhohen Kopf-
und harten Armlehnen, gab es in den letzten zwei Sitzreihen auch als lauschige 3-Sitzer.
[Chr 5'00] |
Saal 4
und 5 gehörten zu den sehr kleinen im 'Royal Palast'. Saal 5 überraschte
in der Gestaltung mit einer (ganz knapp am guten Geschmack vorbeischrammenden)
braunen Samtteppichwand und einer weißen Plastikdecke ergänzt durch
einen roten Blumenteppich. |
Saal 5, August 2000 © Monika Perkovic |
In den roten Kinostühlen mit mittelhoher Rückenlehne saß es sich nicht unangenehm,
auch wenn der viel zu geringe Reihenabstand dem durchschnittlich großen Besucher starke
Probleme bereitete.
[Chr 5'00] |
|