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Adresse |
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Schönhauser Allee
123
10437 Berlin Prenzlauer Berg
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Kinobetrieb
von - bis |
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12. September 1924 - 14. März 2020 (mit Unterbrechung in den 50ern)
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Heute |
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Gebäude & Kino erhalten
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Platzanzahl |
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2613 Plätze
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Alternativer
Kinoname |
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Colosseum (bis 1996)
CinemaxX Colosseum (1997-2005) |
Architekt |
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Max Bischoff & Fritz Wilms (1924)
Erich Teschenmacher (Umbau 1929)
Karl-August Borchardt (Umbau 1957)
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11'20 Angaben ohne Gewähr |
Weitere |
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Achtung: Der folgende Text bezieht sich
auf den Zustand des Kinos als 'UCI Kinowelt Colosseum'. Sämtliche Aufnahmen
stammen aus der Zeit als die UCI-Kinokette Betreiber war (1. September 2006 bis 14. März 2020).
Informationen zum aktuellen Kino finden Sie unter Colosseum.
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Haupteingang Gleimstraße (links) Neonschrift (rechts), August
2007 © kinokompendium |
Das 'Colosseum' kann auf
eine bewegte Geschichte zurückblicken: 1894 wurde das Gebäude als Wagenhalle
gebaut und bis zum Ende des ersten Weltkriegs als Pferde- und Busdepot genutzt.
Am 12. September 1924 eröffnete das Lichtspieltheater unter der Mitwirkung der Architekten Max Bischoff und Fritz Wilms mit 1000 Plätzen
und zeigte Varieté-Einlagen und Stummfilme, die von einem Orchester mit
30 Musikern unterstützt wurden.
Im zweiten Weltkrieg diente
es unter anderem als Lazerett und wurde in den ersten Wintern nach 1945 als Wärmehalle
genutzt. Auch mit Kinovorführungen wurde 1945 mit Kinderfilmen wie 'Emil
und die Detektive' sporadisch begonnen, während das ausgebombte 'Metropol
Theater' hier seinen Ersatzspielort bis 1955 fand. |
Originaleingang mit 50er Jahre Design Schriftzug, November 2012 © kinokompendium |
Nach Umbauarbeiten durch
den Architekten Karl-August Borchardt (der auch den Neonschreibschriftzug entwarf),
eröffneten am 2. Mai 1957 die sowjetischen Allierten das Kino mit 'Mazurka
der Liebe', dem ersten 'Defa'-Film in Totalvision (dem Ostdeutschen Pendant zu
CinemaScope), und machten es zeitweilig
zum Premierenkino des 'Ostens'. Mit dem Neubau des International und
des Kosmos verlor
es diese Stellung allerdings wieder. |
50er Jahre Design Schriftzug Ecke Gleimstraße, August 2010 © kinokompendium |
Nach dem Fall der Mauer
kümmerte sich 1990 die Treuhand um den Verkauf des Objektes, mit Hinblick
auf eine Fortführung des Spielbetriebes. Der Filmproduzent Artur Brauner
wird im August 1992 Besitzer des Kinos und des dahinterliegenden Grundstücks
und die 'Sputnik Colosseum Betriebs KG' neuer Pächter. Als Artur Brauner
den Umbau des Kinos zum Multiplex plante, wurde die CinemaxX
AG als
zukünftiger Betreiber gewonnen.
Das Kino wurde somit ab Dezember 1997 von einer Betreibergesellschaft, paritätisch
bestehend aus 'CinemaxX' und 'Sputnik Colosseum Betriebs KG', betrieben. Hans-Joachim
Flebbe (damaliger Gesellschafter der 'CinemaxX AG') sagte in einem Interview zur Eröffnung
im Dezember 1997: "Wir sehen mit großer Sorge, dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft,
in der Kulturbrauerei, unter Treuhandregie ein weiteres Großkino entstehen soll. Hätten
wir das 1995 gewußt, hätten wir die Finger vom 'Colosseum' gelassen."
Das 1,2 km entfernte Kino in
der Kulturbrauerei öffnete im März 2000 mit 8 Sälen. |
Einladung Wiedereröffnung 1957 (links) und 1997 ©
Archiv Karl-August Borchardt |
Der Um- und Neubau zum Multiplex dauerte
vom 30. Mai 1996 bis zum 18. Dezember 1997, und wurde von den Architekten Thies Jentz und Peter
Wiesner vom Hamburger Architektenbüro me
di um durchgeführt.
Nicht nur wurde das Kino
durch neun weitere Säle zum Multiplex umgerüstet, sondern auch das 50er
Jahre Design des Saal 1 und des ursprünglichen Foyer
an der Schönhauser Allee renoviert. Zusätzlich wurde auch die filigrane Neonschrift
von 1957 (entworfen vom damaligen Architekten Karl-August Borchardt) an der Fassade
liebevoll rekonstruiert und gleichzeitig zur Logoschrift des Hauses. |
Alter renovierter Eingang in der Schönhauser Allee, März 2013 © kinokompendium |
Als neuer Haupteingang wurde
hinter dem Saal 1 eine große Glasfront an der Geimstraße errichtet. Dahinter lag
linke Hand der Informationsschalter, der als Hauptcounter für den Kartenverkauf diente.
Die beiden ovalen freistehenden Kassenhäuschen dahinter im Raum wurden hingegen seltener
genutzt. |
Hauptfoyer mit Kassen in der Gleimstraße, Februar
2015
© kinokompendium |
Im Foyer wurde bewusst (und
aus Denkmalschutzgründen) die alte Backsteinfassade des Pferdedepots sichtbar
gelassen. Kleine Details, wie die Ringe in den Wänden zum Anbinden der Pferde,
weisen auf die Anfänge des Gebäudes hin.
Im südlichen Teil, parallel zur Gleimstraße, befand sich Gastronomie.
Im nördlichen
Teil Saal 2 - 5. Gut acht Meter darüber, auf Säulen getragen, liegt der Gang von dem man die
Säle 6 - 10 betrat. Somit war der ehemalige Hof, das neue Foyer. |
Hauptfoyer mit ursprünglicher Backsteinfassade, Februar 2015 © kinokompendium |
Auch die Snacktheke hatte etwas Besonderes: Sie bestand aus alten Schiffseisenteilen, die bei Wind und Wetter verrostet sind.
Diese liebevoll umgesetzten Gestaltungsmittel hatten verhindert, dass das Foyer die aalglatte
Ausstrahlung vieler Kino-Neubauten erhielt. Im hinteren
Teil des Foyers, unterhalb von zwei Treppen, lag die sogenannte Lounge. Eine gesonderte
Cafébar mit Ledersesseln und Sofas.
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Bar mit Tresen aus Schiffseisenteilen, Februar 2015 © kinokompendium |
Zum Jahresende 2005 kündigte 'CinemaxX' wegen baulicher Mängel vorzeitig den Mietvertrag. Am
1. September 2006 übernahm nun UCI als
Betreiber paritätisch den Kinokomplex. Zwei Wochen später wurde die haushohe 'CinemaxX'-Werbeschrift
am vertikalen Vorsprung in der Gleimstraße entfernt, und die weiße Wand mit vertikalen
Lichtstreifen in weinrot umgestrichen und das ovale 'UCI'-Logo angebracht. |
Lounge im Foyer, März 2013 © kinokompendium |
Überraschend und Mitten in der Covid-19 Pandemie hatte das Amtsgericht Charlottenburg am 22. Mai 2020 die Bekanntmachung des Insolvenzverfahren für die 'Kino Colosseum Betriebsgesellschaft mbH' veröffentlicht. Die Eigentümer 'Artur und Theresa und Sammy Brauner GbR' haben anschließend den Pachtvertrag fristlos gekündigt. Von Aussen wirkt das Ganze etwas undurchsichtig, da in beiden Firmen Herr Sammy Brauner aktiv ist.
Eine Wiedereröffnung als Multiplex mit 10 Sälen ist in einem Interview mit Sammy Brauner im Tagesspiegel im Juni 2020 nicht vorstellbar. Aber auch gleichzeitig verweist er auf den Saal 1, der als kultureller Ort vielleicht irgendwann wieder genutzt wird. "Der große alte Kinosaal steht unter Denkmalschutz und darf nicht baulich verändert werden."
Eine Gruppe ehemaliger Angestellter und andere Mitstreiter haben im Oktober 2021 die Genossenschaft Colosseum – UnserKINO eG gegründet. Ihr Ziel war das Kino zu betreiben und wieder zum Leben zu erwecken. Auf der Seite war in der Eigendarstellung zu lesen: "Nur, wenn wir genügend Mitglieder und Kapital haben, können wir Pacht, Mitarbeitende und Filme bezahlen und das Kino so wieder zum Leben erwecken. Mit einer starken Genossenschaft und einem facettenreichen Konzept versuchen wir die Stadt Berlin dazu zu bewegen, das Gebäude zu erwerben und uns als Betreibende einzusetzen. Und selbst wenn der Verkauf an den privaten Investor geht, wollen wir als Genossenschaft Druck ausüben, dort wieder Kultur stattfinden zu lassen."
Doch im Februar 2022 wurde der neue Eigentümer bekanntgeben: Values Real Estate. Laut der Pressemitteilung vom 21.2.2022 wird der "Erhalt und Betrieb des historischen Kinosaals aus den 1920er Jahren mit einer diversifizierten kulturellen Mischnutzung." angestrebt. "Ein zentrales Ziel der VALUES-Projektentwicklung ist es, den historischen Kinosaal und das Atrium schnellstmöglich wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
[Ben 10'22] |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 525
Reihen: 21
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15,6 x 7m
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Saal 1 (der 'Ur-Saal' des
'Colosseum') kann nur von seinem ursprünglichen Foyer aus, mit dem schönen
Lampenhimmel, betreten werden. Ein Gang links und rechts neben dem Saal 1 verbindet die beiden
Foyers. Da das Kassenhäuschen und die Bar vor dem Saal 1 nicht mehr genutzt werden, muss man
Karten und Snacks also immer im neuen
Hauptfoyer kaufen. |
Alter renovierter Eingang in der Schönhauser Allee, März 2013 © kinokompendium |
Beim Eintreten fällt der Blick zunächst
auf den silbernen Vorhang. Die untere
Hälfte
der Wände sind mit
einer dunkelblauen Borte verkleidet und von senkrechten metallischen Streben durchzogen, während
der obere Teil und die ovale Decke in pastellgelb und weiß gehalten sind. |
Saal 1, März 2013 © kinokompendium |
Die Decke ist leicht abgesetzt und während
der Werbung kommt nur die indirekte Beleuchtung an den Wänden zum Einsatz. Leider stören
während der Tagesvorstellungen die
zupätkommenden Besucher, da beim Öffnen der Tür, trotz der roten Vorhänge vor
den Türen, Tageslicht auf die Leinwand fallen kann. |
Saal 1, August 2007 © kinokompendium |
Technisch ist der Saal mit HFR
3D auf dem neuesten Stand und das Soundsystem hat hergegeben was es versprach. Nicht nur
vom gesamten Kinokomplex der mit Abstand schönste Saal, sondern auch in Berlin einer der
schönsten
im 1950er Jahre Design.
[Ben 3'13]
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Saal 1, März 2013 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 152
Reihen: 10
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10,6 x 6,6m
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Saal 2 - 5 befinden sich
im Erdgeschoss des Anbaus, hinter der nördlichen Backsteinfassade. Vor den
Türen stehen neun Metallsäulen, die beim Umbau in den alten Stallungen
des Pferdestraßenbahndepots gefunden wurden, und nun keinen Zweck mehr haben. |
Eingänge Saal 2 bis 5 mit freistehenden Metallsäulen,
März 2015 © kinokompendium |
Diese vier Säle haben
zwischen 131 und 152 Sitzplätze und sind somit von ihrer Größe
nahezu identisch. Gebaut nach dem 'Black-Box'-Schema ohne Vorhang sind die Wände und
Decke schwarz. Der Wandstoff hat das 'X' der 'CinemaxX'-Gruppe eingewebt und nur ein buntes
Lichtband waagerecht entlang der Wände unterbricht
die dunkle Fläche. |
Design des Lichtbands, August 2007 © kinokompendium |
Im Sommer 2014 wurde in die Säle 2 -
5 eine neue Bestuhlung eingebaut und Laminat in den Sitzreihen. In den hinteren zwei Reihen
befinden sich nun die sogenannte VIP-Sessel, die in Berlin erstmalig im Saal 1 der UCI
Kinowelt am Eastgate Verwendung fanden. Die Luxus-VIP-Sessel mit roten Kunstlederbezug
sind mit der ProBax-Sitztechnologie ausgestattet, die aus der Autoindustrie (Lotus Sportwagen)
stammt. Der harte Sitz passt sich
der Körperform an und soll optimal das Becken stützen, so dass die Wirbelsäule
ihre natürliche "S"-Kurvenform
während
des Sitzens behält (laut der UCI 'iSens' Broschüre). Jeder VIP-Sessel, mit zwei
Armlehnen und auch zwei Becherhalter (für den extrem durstigen Kinogänger), hat daher
auch einen gesonderten Aufschlag. |
Bestuhlung im Saal 2 (und auch 3 bis 5), Februar 2015 © kinokompendium |
Alle anderen Reihen haben andere Modelle
der ProBax Technologie. Die Haptik durch den grünen Stoffbezug ist schon mal eine andere.
Hier teilt man sich die Armlehnen mit dem Nachbarn und ein paar Loveseats gibt es auch. Hier
wird wie gehabt preislich zwischen dem Parkett und der Logo unterschieden.
[Ben 2'15] |
Saal 2, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 131
Reihen: 10
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9,2 x 6,1m
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Siehe Bemerkung Saal
2.
[Ben 2'15]
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Saal 3, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 140
Reihen: 10
|
9,7 x 6,4m
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Siehe Bemerkung Saal
2.
[Ben 2'15]
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Saal 4, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 142
Reihen: 10
|
9,7 x 5,9m
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Siehe Bemerkung Saal
2.
[Ben 2'15]
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Saal 5, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 354
Reihen: 16
|
14,7 x 6,7m
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Saal 6 bis 10 liegen in
der oberen Ebene, des neuen Anbaus. Vom Gang, gut zehn Meter über dem Boden,
hat man einen weitschweifenden Blick auf das darunterliegende Foyer und tagsüber
fällt natürliches Licht durch das schräge Glasdach ins Gebäude. Im Februar
2015 wurde im Gang und auf den Treppen ins Obergeschoss ein neuer Teppich mit netten Kinomotiven
verlegt. |
Oberer Gang mit Zugang zu den Sälen 6 bis 10, März 2015 © kinokompendium |
Säle 6 bis 9, deren
Größe stark variiert, sind wie schon die Säle 2 - 5 im Erdgeschoss
generell als 'Black-Box'-Säle ohne Vorhang eingerichtet. Auch hier unterbricht
nur ein buntes Lichtband waagerecht entlang der Wände das Schwarz. Der einzig
erkennbare Unterschied ist neben der Größe die Farbe der Sitze, die
mal schwarz oder mal türkis ist. |
Teppich in der oberen Etage und auf der Treppe, Februar 2015 © kinokompendium |
Leider haben sich die Architekten
allein nach Hans-Joachim Flebbes (Gesellschafter und Gründer der 'CinemaxX
AG') Devise "Die vierte Wand ist die Leinwand" gerichtet und die Innenausstattung
der Säle kein einziges Mal variiert. Man muss sich also damit abfinden, dass sich nur im
Foyer richtig Mühe gegeben wurde dem Kinogänger etwas Besonderes zu
bieten und sollte sich beim nächsten Besuch lieber mal eine Karte für
den ursprünglichen Saal 1 kaufen.
[Ben 2'15]
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Saal 6, August 2007 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
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Projektion
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Tonsystem
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Plätze: 354
Reihen: 16
|
14,7 x 6,7m
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Siehe Bemerkung Saal
6.
[Ben 2'15]
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Saal 7, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
|
Projektion
|
Tonsystem
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Plätze: 243
Reihen: 12
|
14,5 x 6,9m
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Siehe Bemerkung Saal
6.
[Ben 2'15]
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Saal 8, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
|
Projektion
|
Tonsystem
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Plätze: 135
Reihen: 9
|
10,8 x 5,4m
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Siehe Bemerkung Saal
6.
[Ben 2'15]
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Saal 9, Februar 2015 © kinokompendium |
Bestuhlung |
Leinwand
|
Projektion
|
Tonsystem
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|
Plätze: 437
Reihen: 16
|
17,5 x 7,8m
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Saal 10 ist der zweitgrößte
Saal des 'Colosseum' und der Größte des angebauten Komplexes. Um dies
zu unterstreichen wurde von der durchgehend schwarzen Ausstattung abgesehen und
alles in Rot aufeinander abgestimmt. Leider kommt trotz der farblichen Abwechslung
keine warme und gemütliche Atmosphäre auf. |
Saal 10, März 2013 © kinokompendium |
Die technische Ausstattung
ist hingegen über jeden Zweifel erhaben und in der Reihe I könnte man
sich auf Wunsch sogar hinlegen. Da dies aber gleichzeitig die Durchgangsreihe
ist, wird man hier am ehesten von popcornsüchtigen oder blasenschwachen Besuchern
gestört.
[Ben 8'07]
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Saal 10, März 2013 © kinokompendium |
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